Medienmitteilung des Thurgauer Fischereiverbandes zur aktuellen Gewässer – Situation

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Für die Fische wird es definitiv zu heiss…

Was Badegäste freut, ist für die Fische Kampf ums Überleben: Die viel zu warmen Bäche und Seen wecken Erinnerungen an den Todessommer 2003.

Die Einheimischen Fischarten reagieren negativ auf die ungesund warmen Gewässer. Wassertemperaturen über 20 Grad bedeuten für die meisten Fischarten bereits Stress. Ab 23 Grad wird es kritisch. 25 Grad, vor allem über längere Zeitspannen, bedeuten für Äschen und Forellen oft das Todesurteil.

Kommt es zum Massensterben wie 2003?

Die Thurgauer Fischer ersehnen sich eine längere Regenphase. Doch im Moment deutet meteorologisch leider wenig darauf hin. Im Gegenteil, ungute Erinnerungen kommen an den Hitzesommer 2003 hoch. Damals waren die Gewässer sehr warm – im Rhein wurden zum Beispiel 27 Grad gemessen – was zu einem Massensterben bei den Äschen geführt hat. Aktuell (30. Juni 2018, 15.45 Uhr) weist die Thur in der Messstation „Halden“ bereits eine Temperatur von 26.4 Grad Celsius auf.

Abfischen und das Problem ist gelöst!?

In der Tagespresse war zu lesen, dass wir Fischer «fuuli Sieche» und Tierquäler seien. Faul deshalb, weil wir uns weigern würden die Bäche abzufischen. Dagegen verwehrt sich der Thurgauer Fischereiverband und die angeschlossenen Fischer vehement. Wir versuchen alles um das aquatische Leben zu schützen. Nur gibt es leider einige Eckpunkte, die wir nicht ändern können!

  • Bachfische lassen sich nicht in Weiher oder Seen umsetzten. Sie würden als willkommene Nahrung von Hecht und Co in deren Mägen landen.
  • Thur und Sitter sind aktuell bereits so aufgeheizt, dass sie für Fische aus den kühleren Bächen bereits zu warm sind. Eine Umsiedlung würde mit grosser Wahrscheinlichkeit ihren Tod bedeuten.
  • Aus genetischen Gründen dürfen Fische nur in ihrem engen Einzugsgebiet umgesetzt werden. Eine Bachforelle aus der Lützel-Murg ist an die Verhältnisse in der Sitter nicht angepasst und würde mit grosser Wahrscheinlichkeit verenden.
  • Das Verschleppen von Krankheiten ist durch solche Umsetzaktionen nicht von der Hand zu weisen. Vor allem die absolut tödliche Krebspest wird so gerne verbreitet.
  • Das elektrische Abfischen ist bei den jetzigen Wasserständen für die Fische eine absolute Stresssituation, welche sie allenfalls tötet. Kandidaten, die diese Prozedur überlebt haben, sollen dann in ein Gewässer umgesiedelt werden, dass ihren Lebensansprüchen noch weniger entspricht, als ihr Heimatgewässer?

Die Thurgauer Fischer und die Jagd- und Fischereiverwaltung tun alles, um unsere Fischbestände zu schützen. Wo es Sinn macht, auch durch Abfischen. Aber die Sinnhaftigkeit muss gegeben sein.

Was kann man tun?

Auf das Wetter haben – nicht einmal! – wir Petri-Jünger Einfluss. Immerhin, ganz machtlos ist die Zivilgesellschaft nicht. Wenigstens das kann man tun:

  • Auf gar keinen Fall Wasserentnahmen aus Oberflächen-Gewässern vornehmen.
  • Badende sollten unbedingt Kaltwasserzonen (in diese ziehen sich die Fische automatisch zurück) meiden.
  • Fischer: Warme Gewässer nicht bewaten und befischen, um unnötigen Stress für die Tiere zu vermeiden.
  • Schiffsführer: Nicht durch übermässigen Schiffsverkehr die immer eingeschränkteren Lebensräume unnötig aufwühlen
  • Wer ein Fischsterben feststellt, soll sofort die Behörden informieren. Die Telefonnummer der Jagd- und Fischereiverwaltung lautet: 058 345 61 50, die der kantonalen Notrufzentrale: 117

Über den Tag – will heissen über den Hitzesommer 2018 – hinaus macht die Situation deutlich, wie wichtig natürliche Lebensräume dank Renaturierungen sind.  Dabei ist der Häufung von Trockenperioden noch mehr Beachtung zu schenken. Beschattung und Tiefwasserkolke als Rückzugsorte werden dabei immer wichtiger Neben der Sonneneinstrahlung ist auch entscheidend, wie der Umgang mit Abwärme aus Abwasser und Industrieanlagen ist. Und überhaupt: Das Klima schlägt zurück, weil wir zu wenig achtsam mit der Natur umgehen und nach wie vor zu viele fossile Brennstoffe zulassen.

Verschmutzung der Lützelmurg (2. Teil)

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Aadorf – Zwischen Weihnachten und Neujahr kam es im Bereich zwischen dem Bahnhof und der Kläranlage Aadorf zu einer erheblichen Verschmutzung der Lützelmurg.

Der Abwasserzweckverband Lützelmurgtal bedauert den Vorfall ausserordentlich und übernimmt die volle Verantwortung. Wie es genau dazu kommen konnte, wird derzeit noch ermittelt. Damit solche gravierenden Verschmutzungen möglichst verhindert werden können, prüft der Verband im Rahmen des Projektes Generelle Abwasserplanung und der Sanierung der Sonderbauwerke entsprechende Massnahmen. Der Wiederaufbau mit Lebewesen in der Lützelmurg wird gemeinsam mit den Fachleuten (Biologen, Fischerei, Gewässer) über die nächsten Monate und möglicherweise Jahre begleitet.

Liste der Medienbericht zum Thema

Nachfolgende Fotos stammen von unserem Mitglied Jan van Rooijen, Obmann Pächtervereinigung Lützelmurg II

Verschmutzung der Lützelmurg, Bild 1 Verschmutzung der Lützelmurg, Bild 2

Verschmutzung der Lützelmurg, Bild 3

Schlechter Start ins neue Jahr, Fischsterben in der Lützelmurg

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Bei einer Kontrolle durch den Werkhof Aadorf zeigte sich, dass die Hochwasserentlastung (160 HWE) bei der Brücke nach Tänikon durch ein Blech „zugestellt“ war. Dadurch war den Weg für das Abwasser zur ARA „Lützelmurgtal“ versperrt und es floss via den Entlastungsauslauf in die Lützelmurg. Wie lange das Blech den Abwasserfluss bereits umgeleitet hat und die Grösse des Fischsterbens, wird zurzeit abgeklärt.

Gemäss Jan van Roojien (Obmann Fischpachtverein Lützelmurg II) sind folgende Schäden festgestellt worden:

  • Ab Bahnhof Aadorf bis zur Kiesgrube Wellauer ist die Bachsohle auf einer Länge von ca. 3 km mit einer Abwasser-Schlammschicht überdeckt. Diese ist vor allem in den tieferen Kolken (= Fischunterstände) bis zu über einen halber Meter mächtig.
  • Die Fischpopulation ist tot oder giftgeschädigt. Am 02.01.2017 haben der Kantonale Fischereiaufseher Marius Küttel und Mitglieder des Pachtvereins an verschiedene Orten mehrere grosse Forellen mit dem Kescher aus der Lützelmurg geschöpft und „entsorgt“.
  • Der frische Laich bzw. die geschlüpfte Brut der Bachforellen sind in der verschlammten Bachsohle qualvoll erstickt, weil die Schlammschicht die Sauerstoffversorgung unterbrochen hat. Die Naturverlaichung 2016/17 ist vernichtet und vorläufig auch nicht mehr möglich.
  • Weitere Lebewesen, wie Edelkrebse und Groppen, sind ebenfalls tot.

Gemäss Nachfrage bei Marius Küttel ist die Lützelmurg vom Ereignisort bis ca. auf die Höhe des Werkhofs Aadorf stark belastet. Er geht von einem Fischverlust in der Höhe von ca. 50 % des Bestandes aus. Bei den Edelkrebsen rechnet er mit einem Abgang von bis zu 100%. Am dem 3. Januar wird damit begonnen, die Ablagerungen abzusaugen und fachgerecht zu entsorgen.

Was Marius Küttel und Jan van Roojien sehr zu denken gibt, ist die Gleichgültigkeit der Anrainer und Spaziergänger. Viele haben die starke Geruchsentwicklung der letzten Tage zwar bemerkt, aber die entsprechenden Stellen (Werkhof oder Notruf 117) zu informieren, kam niemandem in den Sinn. Glücklicherweise gelang es Marius Küttel und seinen Helfern noch zwei laichreife Bachforellenrogner zu streifen. Somit kann der betroffene Abschnitt mit ca. 500 endemischen Bachforellen wieder besetzt werden.